Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Kirchenglocken - 50. Geburtstag

Zum Jubiläum großes Stadtgeläute

EISENBERG: Glocken beider Kirchen feiern ihren 50. Geburtstag

Anlässlich des 50-jährigen Glockenjubiläums der beiden Eisenberger Kirchen erklingen am Sonntag ab 12 Uhr sämtliche Glocken in einem großen Stadtgeläute.

Unterstützt werden die Jubiläumsglocken durch die Friedhofsglocke und die Glocken im Turm des Stadtteils Stauf. Auf Vorschlag des Glockensachverständigen Volker Müller, Maxdorf, der für die Glocken beider Konfessionen zuständig ist, läuten die Staufer Glocken und die Eisenberger Friedhofsglocke von 12 Uhr bis 12.10 Uhr. Um 12.03 Uhr beginnt das katholische Geläut von der kleinsten bis zur größten Glocke.

Dem Vollgeläute wird um 12.07 Uhr das protestantische Geläut, ebenfalls von der kleinsten bis zur größten Glocke dazu geschaltet. Nach dem gemeinsamen Geläute werden die katholischen Glocken um 12.15 Uhr abgeschaltet, die evangelischen läuten weiter, bis sie ab 12.20 Uhr langsam verstummen. Die große Glocke wird noch etwa eine Minute lang einzeln zum Abschluss nach läuten. Am Nachmittag findet ab 14 Uhr im Thomas - Morus - Haus bei Kaffee und Kuchen ein gemütliches Beisammensein beider Konfessionen statt, dessen Reinerlös dem Renovierungskonto für die katholische Kirche zugute kommt. (hsc)

www.ron.de - RHEINPFALZ ONLINE, Freitag, 26. Okt, 03:45 Uhr
Die Rheinpfalz - Nr. 249, Freitag, 26. Oktober 2001


Im Blickpunkt:
Die Glocken in den beiden Eisenberger Kirchen

 

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In der katholischen Kirche werden die aufgestellten Glocken durch Bischof Joseph Wendel festlich geweiht. Zu sehen sind die historisch wertvollen Wandmalereien, die
bei der bevorstehenden Innenrenovierung
im nächsten Jahr wieder frei gelegt werden sollen.
 

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Die Glockenfeier in der protestantischen Kirche mit dem früheren Ortsgeistlichen, Pfarrer Hérancourt. Neben dem Presbyterium nehmen auch Bürgermeister Diehl und der katholische Kirchenrat mit Pfarrer Neumaier an der Feier teil. Da die Glocken bereits im Turm aufgehängt sind, ist über dem Altar ein Glockenmodell angebracht.

 

"Von der Türme Höhe läutet nun wieder Friede und Glück"

Am kommenden Sonntag vor 50 Jahren erhielten die beiden Eisenberger Kirchen neue Glocken - Aus Kostengründen Stahlguss statt Bronze

VON UNSEREM MITARBEITER HERMANN SCHÄFER

Am kommenden Sonntag sind es genau 50 Jahre her, dass die beiden Eisenberger Kirchen wieder mit Glocken ausgestattet wurden. Die während des Krieges als Rohstoff für die Waffenproduktion eingezogenen Bronzeglocken hatten wieder Ersatz gefunden.

"Für die Weihe waren die 4 neuen Glocken vor den Altar der (katholischen) Kirche gebracht worden und erhielten ein festliches Kleid. Die Kirche, der ganze Ort ohne Unterschied der Konfession war festlich geschmückt. Am Königsfest Christi, Sonntag, den 28. Oktober nachmittags wurden die Glocken durch (...) Bischof Dr. Joseph Wendel geweiht. An der Feier nahmen auch teil die Vertreter der politischen Gemeinde mit Herrn Bürgermeister Diehl und das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde mit Herrn Pfarrer Krebs", so berichtet das Pfarrgedenkbuch der katholischen Pfarrei. Domkapitular Scheller stellte die Bedeutung der Glocke als "mahnende Ruferin, kräftige Beterin, mächtige Schützerin" in den Mittelpunkt der Festpredigt. Mit dem Lied "Großer Gott wir loben dich" schloss die Feier in der katholischen Kirche.

In der protestantischen Kirche wurden die drei neuen Glocken eine Woche später, am 4. November, würdig in Dienst gestellt. Dabei waren ebenfalls die Vertreter der politischen Gemeinde sowie der katholischen Pfarrgemeinde anwesend. Bereits am Sonntag, 21. Oktober 1951, wurden die neuen Glocken festlich geschmückt durch den Ort gefahren. "Nach manchen Überlegungen und Besprechungen wurden am 15. Februar 1951 beim Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation 4 neue Glocken (...) zum Preis von 10.346,44 Mark bestellt", heißt es in den Aufzeichnungen des katholischen Pfarrers Neumaier. Voraus gingen gemeinsame Beratungen beider Konfessionen mit dem Ergebnis, dass die Glocken aufeinander abgestimmt, in der gleichen Glockengießerei und zur selben Zeit hergestellt werden. Aus finanziellen Gründen wurden allerdings statt Bronze- Gussstahlglocken angeschafft.

Ritter holt die Glocken ab

Am 19. Oktober 1951 holte der Eisenberger Transportunternehmer Heinrich Ritter die sieben Glocken in Bochum ab. Ritter, der katholisch war, sah es als Ehrensache an, auch die evangelischen Glocken unentgeltlich von der Gießerei nach Eisenberg zu transportieren. Als Dank, so erinnert sich Gustav Eichling, versprach die evangelische Gemeinde, bei der Beerdigung von Heinrich Ritter und seiner Frau die Glocken zu läuten. Das Versprechen wurde im Juni 1960 eingelöst, und es war wohl das erste Mal, dass im Ort der Klang der Glocken beider Kirchen gleichzeitig den Trauerzug begleiteten.

"Die Glockeneinholungsfeier am 21. Oktober ging unter Anteilnahme der gesamten Bevölkerung Eisenbergs vor sich. Unter großer Begeisterung wurden die Glocken (...) durch die Straßen geleitet und auf dem großen Platz der katholischen Kirche fand die Begrüßungsfeier der Glocken statt", ist in den Unterlagen zu lesen. Die RHEINPFALZ titelte: "Von der Türme Höhe läutet nun wieder Friede und Glück!"

Und an gleicher Stelle ist überliefert, dass "Mit der Nominierung eines gemeinsamen Ausschusses zur Beschaffung der Kirchenglocken der beiden Eisenberger Kirchengemeinden vor nunmehr einem Jahr eine Kette von schweren Aufgaben" begonnen hatte. "Die Beschlüsse dieses Ausschusses waren von dem Willen durchdrungen, die im Jahre 1942 für Kriegszwecke demontierten Glocken beider Kirchengemeinden gemeinsam anzuschaffen, aufeinander abzustimmen und auf einen Tag einzuholen (...) Eine große Autoschlange erwartete die Glocken schon in Asselheim und begleitete sie durch die Ortsstraßen unter dem Klang der beiden den Kirchen verbliebenen Glocken zum Eisenwerk Gebr. Gienanth, von wo sie am Sonntag, auf vier Wagen umgeladen, ihren feierlichen Zug beginnen sollten. Festlich geschmückt war Eisenberg mit Blumen und Grün, mit den Kirchenfahnen und der Bundesflagge, als sich der Festzug vom Eisenwerk aus in Bewegung setzte (...) "Gloriosa", "Irene" und "Angela" sind die Namen der drei neuen Glocken der protestantischen Gemeinde, wovon die "Gloriosa" die größte ist und bei einem unteren Durchmesser von 1,90 Meter das erstaunliche Gewicht von rund 54 Zentner aufweist. Die vier Glocken der katholischen Kirchengemeinde sind beschriftet: Gloria patri et filio et spiritui sancto - Ave Maria - St. Joseph - St. Johannes.

"Drei Bronzeglocken des Vier-Geläutes raubte der Krieg 1942. In Stahl ließ mich die protestantische Kirchengemeinde Eisenberg mit meinen Schwestern Irene und Angela neu gießen im Jahre des Herrn 1951" lautet die Aufschrift einer Glocke der protestantischen Kirchengemeinde.

Eisenberger Achtgeläute

Beide Kirchen besaßen wieder ein Viergeläut, das nach dem Sachverständigenurteil beim Zusammenklingen in ein Achtgeläute "gewaltig und ergreifend und dessen Guss wohlgelungen ist". Diese Harmonie des Geläutes sei auch in vollem Umfange bei dem gemeinsamen Fest der Glockeneinholung am Sonntag in Eisenberg zum Ausdruck gekommen, heißt es in einem Bericht. "Tausende säumten den Marktplatz, als (der protestantische) Pfarrer Krebs die neuen Glocken der Heimat begrüßen konnte." Darum sollten sie auch Anlass für ein frohes, aber kein ausgelassenes Fest sein, denn die Erinnerungen seien hierzu zu ernst. Der katholische Pfarrer Neumaier sprach zu der Festversammlung über den Sinn der Glocken, die Vermittler zwischen Gott und den Menschen sein sollen. Die gemeinsame Arbeit der Glockenausschüsse würdigend, sagte Neumaier diese neuen Glocken in ihrer Harmonie seien das Symbol dieses Mühens (...) "Steigt bald hinauf auf der Türme Höhe, läutet Friede und Glück."

Im Namen der politischen Gemeinde begrüßte Bürgermeister Diehl die neuen Glocken "und rief ihnen zu, dass es kein Frühjahr 1942 mehr geben möge, wo Glocken verwendet wurden gegen den Frieden der Menschen. Ihr stolzer Klang soll wieder in Häuser und Herzen dringen in stetiger Harmonie zum Segen der Heimatgemeinde und zum Wohle des Volkes."

Landrat Schardt überbrachte die Grüße der Kreisverwaltung und beglückwünschte die Gemeinde zu ihrem Erfolg. Dazwischen brachten zwei Mädchen ein Begrüßungsgedicht, verfasst von der Heimatdichterin Lotte Pfützner, der evangelische Kirchenchor sang "Du bist's, dem Ruhm und Ehre gebührt", der katholische Kirchenchor aus dem 150. Psalm "Alles was Odem hat, lobe den Herrn", der Volkschor "Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre", der Gesangverein Liederkranz "Sanctus" von Silcher.

Nach dem Musikstück "Das ist der Tag des Herrn" ergriff Pfarrer Fehn als Glockensachverständiger das Wort, wobei er nochmals den Inhalt seines Telegramms im weiteren Sinne darlegte und das Eisenberger Achtgeläute als so klangschön bezeichnete, dass es seinesgleichen suchen könnte. Wie die feierliche Begrüßung auf dem Marktplatz mit dem gemeinsamen Lied "Lobe den Herrn" begann, so klang sie auch in Gemeinsamkeit aus mit dem Choral "Großer Gott wir loben dich". Dann traten die Stahlglocken schon den Weg zu ihren Türmen an. Sie wurden gleich von den Fahrzeugen und in die Kirchen verbracht", berichten die Unterlagen.

"Am Abend traf sich die Gemeinde zu einer Gemeindefeier beider Kirchengemeinden im Saal des evangelischen Gemeindehauses, der trotz seines großen Fassungsvermögens doch noch zu klein war.

Der Geist der Einmütigkeit

Möge das Achtgeläute von Eisenberg aber neben den harmonischen Klängen auch diese gute Harmonie der beiden Kirchengemeinden weit über die Grenzen der Gemeinde hinaustragen und Beispiel geben für andere Gemeinden, schreibt die RHEINPFALZ in ihrer damaligen Berichterstattung, was von Pfarrer Neumaier ergänzt wird: "Die Gemeindefeier beider Konfessionen im Ev. Vereinshaus war getragen vom Geiste der Einmütigkeit. Viel wurde gesprochen von der Harmonie der Glocken u. der Gemeinde. Es ist anzunehmen, dass die Menschen wirklich beseelt waren vom Geiste der Einmütigkeit u. Friedfertigkeit. Die gemeinsame Feier war Ausdruck gemeinsam geleisteter Arbeit und gemeinsamer Interessen. Die Einmütigkeit ist wohl erstmalig in der Geschichte Eisenbergs."

Am Sonntag, 4. November, waren die Glocken läutefähig in den Türmen montiert. Um 17 Uhr ertönten sie zum ersten Mal über die gesamte Gemeinde. Es begann die kleinste Glocke der katholischen Kirche, und es läutete dann jede Glocke einzeln 3 Minuten, dann alle gemeinsam. Dann folgten die Glocken der protestantischen Kirche ebenso einzeln und dann gemeinsam. Am Schluss klangen die Geläute der beiden Kirchen zusammen.

 

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Die Glocken, die auf dem Gelände der Firma Gienanth zwischengelagert waren, stehen vor den Werkshallen festlich geschmückt auf Lastwagen zur Fahrt durch die Gemeinde bereit.

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Ganz Eisenberg ist am Tag der Glockeneinholung am 21. Oktober 1951 auf den Beinen.

ALLE FOTOS (4): STUDENSKI

 


DATEN, ZAHLEN UND FAKTEN

Katholische Glocken

Folgend eine Aufstellung der Glocken-Namen, ihrer Grundstimmung und ihres Gewichtes:

1: (Dreifaltigkeitsglocke) Gloria Patri et Filio et Spiritui Sancto (es',1465 kg (29,3Ztr.)

2: (Marienglocke) Ave Maria (f' 1016 kg (20,32 Ztr.)

3: (Josephsglocke) St. Joseph (as', 622 kg (12,44 Ztr.)

4: (Johannesglocke) St. Johannes (b', 463 kg (9,26 Ztr. /PGB 9,24 Ztr!)

Gesamtgewicht: 3566 kg, 7432 Ztr.

 

Protestantische Glocken

1. Gloriosa (die Prächtige, Festglocke, b, unterer Durchmesser 1875 mm, 2676 kg (5352 Ztr.),

2. Glocke: Irene (die Friedenskünderin, des', Durchmesser 1575 mm, 1670 kg (33,4 Ztr.)

3. Glocke: Angela (die Ruferin, die Botin, es', Durchmesser 1485 mm, 1470 kg (29,4 Ztr.)

4. Glocke: Clara (Ewigkeitsglocke, ges', Durchmesser 1100 mm, 750 kg (15 Ztr.) gegossen 1900,
    gehörte sie zum ersten Geläut der Kirche.

(Gesamtgewicht: 6566 kg, 131,32 Ztr.)

(hsc)

Die Rheinpfalz - Nr. 249, Freitag, 26. Oktober 2001


 

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