Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


100 Jahre Prot. Kirche Eisenberg

Vorankündigung eines Orgelkonzerts im Rahmen der IX. Internationalen Orgelfestwochen (26.08. bis 03.10.2000) im  "Kultursommer Rheinland-Pfalz":
 
 
Mittwoch, 27. September 2000, 19.00 Uhr
Eisenberg, Protestantische Pfarrkirche
B - A - C - H
Domorganist Wolfgang Baumgratz, Bremen
Romantische Orgelmusik von Jan Albert van Eyken, Josef Rheinberger, Charles Köchlin, RobertSchumann und Jan Nieland
Infotelefon: 06351 - 398453
(ca. 14 Tage vor Konzertbeginn)
Wolfgang Baumgratz studierte in Heidelberg, Freiburg und Amsterdam. Er ist seit 1984 Professor an der Hochschule für Künste in Bremen. Zahlreiche Konzerte führten ihn nach ganz Europa. Er ist Jury-Mitglied bei mehreren Internationalen Orgelwettbewerben und Präsident der GdO.


Brot, Wurst und Medaille zum Gedenken

EISENBERG: Protestantische Kirche feiert 100-jähriges Bestehen - Morgen Auftaktveranstaltung

Mit einem Familiengottesdienst, der morgen um 10 Uhr in der protestantischen Kirche gefeiert wird, beginnen die Festlichkeiten zum 100. Jubiläum der protestantischen Kirche in Eisenberg.

Mit der Auftaktveranstaltung wird laut Pfarrer Friedrich Schmidt der Tag der Grundsteinlegung des heute bestehenden Kirchengebäudes gefeiert. Am 19. März 1899 wurde der Grundstein gelegt. 

Vor 100 Jahren, am 14. Oktober 1900, wurde die Kirche schließlich offiziell eingeweiht. Analog zu diesem Datum sind für den Herbst mehrere Jubiläumsveranstaltungen geplant, so Pfarrer Schmidt. Ein Kuratorium bestehend aus rund 20 protestantischen und katholischen Gemeindegliedern, Vertretern von Vereinen, Kommunalpolitik und Wirtschaft feilt derweil noch am Programm. "Alles steht noch nicht hundertprozentig, wir warten noch auf einige Zusagen von Gruppen, die mitmachen wollen", so Schmidt. Ein Termin ist bereits sicher: Am 27. September findet ein großes Jubiläums-Orgelkonzert statt, für das Prof. Baumgartz, der bekannte Bremer Domorganist, gewonnen werden konnte. Mit dabei sind unter anderem auch der Liederkranz, ein polnischer Chor und eine Gruppe aus der brasilianischen Partnergemeinde. 

Mit der Auftaktveranstaltung startet in einigen Eisenberger Geschäften auch der Verkauf von Gorgoniuswurst und -brot, die das ganze Jahr über zu haben sein sollen. Daneben hat die Sparkasse Donnersberg auch eine Gedenkmünze aufgelegt, die in den Filialen der Sparkasse ab dem 27. März erworben werden kann. 

Gorgonius - nach ihm war das Gotteshaus benannt, das als allererstes seit dem Mittelalter an dem Platz der heutigen protestantischen Kirche stand. Im 17. Jahrhundert wurde an dieser Stelle die St. Matthäuskirche errichtet, die seit 1687 als "Simultaneum" von Anhängern beider Konfessionen genutzt wurde. Dies änderte sich Ende des 19. Jahrhunderts, als der katholischen Pfarrgemeinde ein anderer Bauplatz verkauft wurde. Die protestantische Kirchengemeinde begann 1898 auf dem Gelände der alten Matthäuskirche unter der Leitung des Speyerer Architekten Franz Schöberl mit dem Neubau. 

Bewusst habe man sich mit der Aktion auf Gorgonius bezogen, im Jahr 2000 wolle man ein Zeichen für die Ökumene setzen, so Pfarrer Schmidt. Man wolle deutlich machen, dass die Kirche für alle - gleich welcher Konfession - da sei. Schließlich sei auch das Kuratorium, das die Veranstaltungen organisiere, ökumenisch besetzt. 

Im Gottesdienst morgen, der von Pfarrer Karl-Ludwig Hauth gehalten wird, sollen vor allem Kinder und Jugendliche im Vordergrund stehen. Mit dabei sind die Kinder des Kindergottesdienstes "Kunterbunter Kindermorgen" der Singkreis Eisenberg und Kinder des evangelischen Kindergartens Eisenberg. (rdo) 

Die Rheinpfalz - Nr. 66 - Samstag, 18. März 2000


Luther und Zwingli kehren in die Kirche zurück

EISENBERG: Rückgabe der Reformatoren-Portraits zur 100-Jahr-Feier - Guido Schwalb schnitzt Kopie des gotischen Kruzifixes 

VON UNSEREM MITARBEITER ROLAND HAPPERSBERGER 

Wer heute im Speyerer Museum seine Aufmerksamkeit dem Kabinett zuwendet, das dem Zeitalter der Reformation gewidmet ist, der steht vor drei Kunstgegenständen, die aus Eisenberg stammen: Ein spätgotisches Kruzifix, rechts und links daneben Ölbilder, die die Reformatoren Martin Luther und Huldreich Zwingli darstellen. Bald wird es mit diesem Ensemble vorbei sein: Die Reformatorenbilder kehren nach Eisenberg zurück und werden in der protestantischen Kirche rechtzeitig zur 100-Jahr-Feier am 15. Oktober ihren Platz rechts und links vom Haupteingang finden.
 

100luthe.jpg (20.290) 100kruzi.jpg (21.798) 100zwing.jpg (15.671)
Martin Luther
Kruzifix aus der
Spätgotik
Huldreich Zwingli
Fotos: Happersberger

Später wird sie auch eine Kopie des Kruzifixes erhalten, das im Speyrer Museum verbleibt. Initiator der Rückführung war Gustav Eichling, der 1998 dem Presbyterium der protestantischen Kirchengemeinde einen entsprechenden Vorschlag unterbreitete, den dieses und Pfarrer Friedrich Schmidt unterstützten, wie Eichling der RHEINPFALZ mitteilte. 

Bilder und Kreuz gehören zur Ausstattung der ehemaligen Simultankirche, die im Juli 1898 abgerissen wurde. Das auf das hohe Mittelalter zurückgehende, enge und bescheidene Gotteshaus diente seit Ende des 17. Jahrhunderts gleichermaßen (simultan) den Lutheranern und Katholiken als Gottesdienststätte. 

Das Kruzifix hing seit alters her über dem Chorbogen. Der holzgeschnitzte Christuskorpus betont das körperliche Leiden des Erlösers, die Arme sind spindeldürr und abgezehrt, in der heutigen Farbfassung bedecken gemalte Blutspuren und Striemen über und über den Leib. Über den Künstler ist nichts bekannt; die Skulptur dürfte - der expressive Stil legt es nahe - im späten 15. Jahrhundert entstanden sein. 

Wie Eisenbergs Stadtchronist, Hermann Graf, in seiner 1963 erschienenen Ortsgeschichte berichtet, ist die Herkunft des Kruzifixes ungeklärt: Wäre es beim Kirchenbrand im Orleansschen Krieg Ende des 17. Jahrhunderts schon in der Kirche gewesen, wäre es mitverbrannt, vermutet man und schließt daher, dass es vielleicht auf dem die Kirche umgebenden Friedhof seinen Platz hatte. Diese Vermutung vergisst, dass es unter Umständen auch bei einem Kirchenbrand möglich ist, das eine oder andere Ausstattungsstück zu retten, wie der Grünstadter Dekan Ernst beim Martinskirchenbrand im zweiten Weltkrieg bewies. Das Holzkreuz, schreibt Graf weiter, auf dem das Kruzifixus befestigt ist, wurde bei der Restaurierung auf die Zeit um 1800 datiert, so dass es, so Graf, durchaus möglich ist, dass das Kreuz erst zusammen mit den beiden Reformatorenbildern 1817 anlässlich der 300-Jahr-Feier der Reformation in die Kirche kam. 

Gemalt hat die beiden 139 mal 107 Zentimeter großen Portraits zu diesem Anlass Johann Schlesinger. Er war der Bruder des bekannteren Johann Adam Schlesinger, dessen Selbstbildnis die Stadt Grünstadt kürzlich angekauft hat. Johann Schlesinger wurde 1768 in Ebertsheim geboren. Er gilt als Bildnis- und Stilleben-Maler. Bilder von ihm sind auch in den Kirchen von 

Ebertsheim und Sausenheim zu sehen. Johann Schlesinger starb am 18. Januar 1840 in Sausenheim. 

Wie Gustav Eichling mitteilte, sind die Kunstgegenstände mit der Auflösung des Simultaneums gemäß Auflösungsvertrag vom 28. September 1893 Alleineigentum der protestantischen Kirchengemeinde geworden. Nach dem Abriss der Simultankirche wanderte - so Graf - das Kruzifix nicht mehr ins Schiff der neuen Kirche, sondern blieb zunächst unbeachtet auf dem Dachboden, um dann zusammen mit den Gemälden einen Platz in der Sakristei zu finden. Ulrich Freiherr von Gienanth ließ das Kruzifix im Mainzer Museum 1957/58 restaurieren. 1959 wurden dort auch die Gemälde restauriert und - laut Pfarrer Schmidt - unsachgemäß auf Spanplatten aufgezogen. Danach gab Ulrich von Gienanth die Leinwandgemälde nebst dem Kruzifix ans Historische Museum der Pfalz, wo sie seit 1960 in der landeskirchlichen Abteilung zu sehen sind. Dies, so erklärte Pfarrer Friedrich Schmidt, habe auch die Rückgabe ermöglicht: Denn die Eigentumsverhältnisse seien unverändert. Die Übergabe sei damals einer Privatinitiative entsprungen. Es habe keinen Beschluss des Presbyteriums gegeben. Dieses allein habe das Verfügungsrecht über das Kircheneigentum. 

Man sei gern Eichlings Vorschlag gefolgt. Die Verhandlungen hätten ergeben, dass das Kruzifix in Speyer bleibt. Das Museum habe darauf natürlich nicht verzichten wollen und Bedenken konservatorischer und sicherheitstechnischer Art geltend gemacht. 

Der Wattenheimer Künstler Guido Schwalb werde nun eine Kopie herstellen, die an einer der Emporenwände so angebracht werden soll, dass sie von unten gut sichtbar ist. Schmidt sagte, er sei sehr damit zufrieden, dass Schwalb die Kopie schnitzt: Schwalb sei vom Original ungeheuer beeindruckt und betrachte seine Arbeit nicht nur als künstlerisches, sondern auch als religiöses Werk. Er habe die Frage aufgeworfen, ob es sich nicht um eine Arbeit aus der Riemenschneider-Werkstatt handeln könne. 

Man sehe Ähnlichkeiten zu dem Riemenschneider-Kreuz, das in Neuleiningen entdeckt wurde. Eine von der Landeskirche in Auftrag gegebene Expertise solle diese Frage klären helfen. Die Hypothese dürfte sich allerdings nicht bestätigen: allein auf Grund der Körperbildung scheint das Kruzifix einer etwas früheren Stilstufe anzugehören. 

Die Rheinpfalz - Nr. 100 - Samstag, 29. April 2000


Kirchengemeinde (Auswahl)