Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Partnerschaft mit AMAS / Brasilien

10 Jahre Austausch
Patenschaften
Begegnung: Elisabete Pauls
Die Praktikantin Elke Pauls kehrt nach Brasilien zurück

Schon seit mehreren Jahren unterhält die Protestantische Kirchengemeinde Eisenberg intensive Kontakte mit AMAS in Brasilien. AMAS ist die Abkürzung für "Associaçâo Menonita de Assistência Social", einem mennonitischen Hilfswerk, das Kinder, Jugendliche und Erwachsene intensiv betreut. Werden die Familienangehörigen hinzugezählt, verhilft AMAS täglich etwa 5000 Hilfsbedürftigen zu einem menschenwürdigeren Leben.

Dabei wurden für die Arbeit drei Schwerpunkte gesetzt:

1.) Betreuung in den Tagesstätten:

Hier kümmert sich AMAS um hilfsbedürftige Kinder. Dabei wird besonderer Wert gelegt auf einen guten Unterricht und vollwertige Ernährung Großgeschrieben werden aber auch Hygiene und Gesundheit, wofür eigens eine ausgebildete Krankenschwester beschäftigt wird. Nicht zu kurz kommen auch Sport und Spiel. Täglich gibt es eine Kurzandacht und einmal wöchentlich einen Gottesdienst mit Kindern und Mitarbeitern.

2.) Familienarbeit:

Die zu betreuenden Kinder kommen aus finanziell und sozial sehr schwachen Familien. Durch Hausbesuche, Elternabende und sonstige gespräche versucht AMAS, die Familienangehörigen zu belehren, zu beraten und auf ihre Pflichten und Rechte gegenüber Staat und Gesellschaft hinzuweisen.

3.) Kleiderprogramm:

Die alljährlich von den Gemeinden in Europa und auch aus der näheren Umgebung eingehenden Kleiderspenden werden den Eltern und der armen Bevölkerung überhaupt für Symbolpreise zum Kauf angeboten.

Der Erfolg all dieser Arbeit kann sich sehen lassen:

Viele ehemalige Kinder, die aus sehr armen Verhältnissen kommen und durch eine AMAS-Einrichtung gingen, stehen heute in festen Berufen, wie: Lehrerinnen, Prediger und Predigerfrauen, Schreiner, Verkäufer, Krankenpfleger, Erzieher und viele andere mehr. Allerdings gibt es - wie überall - auch hier die Schattenseite, daß ehemalige Kinder zu nicht ehrenhaften Bürgern werden.

AMAS ist jedoch sehr dankbar dafür, daß die meisten Schützlinge ihren Platz im Leben gefunden haben und verantwortlich ausfüllen, und dankt allen Geberinnen und Gebern für ihre Unterstützung, die einen solchen Erfolg überhaupt erst möglich machen.


Patenschaften:

Pfarrer Karl-Ludwig Hauth (Telefon: 84 19) vermittelt auch gerne persönliche Patenschaften zu Kindern aus den Tagesstätten. Das ist eine besonders direkte und zuverlässige Art, die Hilfe denen zukommen zu lassen, die sie nötig brauchen. Es hat sich gezeigt, daß es auch gut ist, wenn man sich zu kleinen Patenschaftsgruppen zusammenschließt und so gemeinsam ein Kind in Brasilien unterstützt.

Das Pfarramt 1 (Telefon: 72 13) gibt gerne nähere Auskunft darüber, welche Projekte im einzelnen fianziell unterstüzt werden, und hält weitere Informationen über das AMAS-Patenschaftsprogramm für Sie bereit.


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Die Partnerschaft mit dem Hilfswerk der mennonitischen Kirche AMAS in Brasilien wurde im Laufe der Jahre immer weiter gefestigt. Besuche, Briefe und Kontakte helfen mit, die Fragen und Probleme in Brasilien besser zu verstehen und mit mehr Engagement zu helfen.
Besonders treu sind hier die Pateneltern, die trotz mancher Schwierigkeit mit ihrem Geld und ihrer Verbundenheit die Arbeit in den Kindertagesstätten unterstützen.
Immer wieder wird berichtet, daß aus Geldmangel wichtige Aufgaben nicht angepackt werden können oder zunächst aufgeschoben werden. Dabei ist der ehrenamtliche Einsatz der Gemeinden in Brasilien für ihre Hilfsprojekte vorbildlich. Die Kinder in Brasilien sind weiter auf die Unterstützung aus den "reichen" Ländern angewiesen.
Das geht nicht nur durch feste Patenschaften, sondern auch durch Einzelspenden. Ihre Hilfe kommt zu 100% den Kindern zugute. Pfarrer Hauth und Pfarrer Schmidt geben ihnen gerne Auskunft.
Wir haben übrigens schon seit Jahren eine Praktikantin im Freiwilligen Sozialen Jahr aus den Partnergemeinden in Brasilien für je ein Jahr bei uns zu Gast.


Begegnung: Elisabete Pauls

Vom Kirchentag besonders beeindruckt

Brasilianerin hilft ein Jahr lang in der Kirchengemeinde - "Mehr Selbstbewußtsein"

VON UNSEREM MITARBEITER HANSJÖRG TINTI

Es ist zur guten Tradition geworden, daß jedes Jahr eine Brasilianerin in der Protestantischen Kirchengemeinde von Eisenberg mitarbeitet: in Jugendgruppen, im Dritte·Welt·Laden, im Gottesdienst. Ein Jahr lang war Elisabethe Pauls aus Curitiba, einer 100.000·Einwohner·Stadt im Süden Brasiliens, in Eisenberg. Heute ist der letzte Tag ihres Deutschland-Aufenthalts.

Der Ursprung des Austauschs - auch Eisenberger Jugendliche genießen in Brasilien Gastfreundschaft - liegt zwölf Jahre zurück. Damals war die heute 30jährige Sabine Schmidt, Tochter des Eisenberger Pfarrers Friedrich Schmidt, nach dem Abitur nach Brasilien gegangen, um in einer Kindertagesstätte tätig zu sein. 1987 wurde Tochter Kirsten in Paraguay einer Familie zugeteilt. Ziemlich in der Wildnis war dies, wie sie sich erinnert. "Das Krankenhaus war 60 Kilometer entfernt, Post kam nur einmal in der Woche."

Die 21jährige Betty Pauls hat nun ein Jahr lang ehrenamtlich und freiwillig in der Eisenberger Kirchengemeinde mitgearbeitet: im Kindergarten, im Gemeindebüro, in der Jugendarbeit, im Konfirmandenunterricht, im Dritte-Welt-Laden, im Gottesdienst, im Altenheim. Sie lernte den Umgang mit Kindern und älteren Menschen kennen. So hat sie die im Vergleich zu ihrer Heimat ganz anderen Strukturen der Gemeindearbeit in Deutschland kennengelernt.

Morgen fliegt Betty Pauls in ihre Heimat zurück - "als völlig anderer Mensch, als verwandeltes Mädchen. Meine Eltern werden eine völlig neue Betty haben, ich bin selbständiger geworden", erzählt sie. "Als ich nach Eisenberg kam, war ich ein totales Mama-Papa-Kind, wohlbehütet, ich war nie alleine weg. Früher hatte ich kaum eine eigene Meinung gehabt, ich lebte recht zurückgezogen. Heute weiß ich, was ich will. Ich habe mein Selbstbewußtsein entwickelt."

Die junge Frau, die in ihrer Heimat der evangelischen Freikirche der Mennoniten angehört, spricht ausgezeichnet Deutsch. "Das habe ich in der Schule und von meinem jetzt 89jährigen Opa gelernt." Ihre Großeltern sind in Rußland und Deutschland geboren. Wenn sie wieder zu Hause ist, will sie an der Universität studieren (ihr Traumberuf ist Kinderärztin) und sich als Fremdsprachensekretärin weiterbilden. Portugiesisch, ihre Muttersprache, beherrscht sie natürlich perfekt - und plattdeutsch kann sie auch hervorragend.

Heimweh hatte Betty eigentlich nie. Das lag nicht zuletzt daran, daß sie sich in der Gemeinde gut aufgehoben fühlte und sich vor allem bei Hedwig Held und deren Tochter Ute bestens untergebracht wußte. Sie lernte ein Stückchen von Europa - Frankreich, Italien, Schweiz - und Deutschland kennen, war beim Evangelischen Kirchentag in Leipzig - "ein besonders beeindruckendes Ereignis".

Im April kommt die zwölfte Austausch-Brasilianerin nach Eisenberg.

DIE RHEINPFALZ 23.03.1998


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10 Jahre Austausch mit AMAS


"Es hat lange gedauert, bis Sie eine Antwort von mir erhalten über den Austausch. Wir haben hier zuerst einmal die Möglichkeiten erforscht für so ein Programm, und es finden sich doch einige Schwierigkeiten. Für uns sind die hohen Reisekosten das größte Hindernis, aber wir wollen es jetzt einmal mit einem Anfang versuchen und hoffen, daß sich jemand meldet, der die Reisekosten tragen kann oder daß die Gemeinde sie übernimmt."

So schrieb am 1. Juli 1986 Heinrich Koop, der Geschäftsführer der Associação Menonita de Assistencia Social (AMAS) aus Curitiba / Brasilien. Er antwortete damit auf die Eisenberger Anfrage, ob und wie sich ein deutsch-brasilianisches Austauschprogramm für junge Frauen verwirklichen ließe. Nach einem knappen Jahr war es dann soweit - alle Probleme und Hindernisse, die noch zu bewältigen waren, konnten geklärt und aus dem Weg geräumt werden. Gisela Wiens war die erste, die im Frühjahr 1987 dann das Flugzeug bestieg, um ein Jahr in der Eisenberger Gemeinde mitzuleben, zu lernen und zu helfen.

Sie und ihre Nachfolgerinnen haben in den vergangenen zehn Jahren wichtige Spuren hinterlassen und unser Gemeindeleben mitgeprägt - Grund genug, einmal dankbar zurückzublicken auf diese Möglichkeit bereichernden gegenseitigen Nehmens und Gebens über die Kontinente und über verschiedene Lebensbedingungen hinweg.


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Senioren lagen ihr am Herzen

EISENBERG: Die Praktikantin Elke Pauls kehrt nach Brasilien zurück

"Es war eine schöne Zeit in Eisenberg und die vielen Erfahrungen, die ich hier sammeln durfte, sind eine Bereicherung für mich gewesen", so Elke Pauls bei ihrer Abschiedsfeier im vollbesetzten Saal des Evangelischen Gemeindehauses. Nach genau einem Jahr Aufenthalt und Mitarbeit in der Protestantischen Kirchengemeinde kehrt die Brasilianerin in ihre südamerikanische Heimatstadt Curitiba zurück.

Elke Pauls war wie die elf anderen Praktikanten in den vergangenen Jahren im Rahmen der Partnerschaft der Eisenberger Protestanten mit dem mennonitischen Hilfswerk in Curitiba / Brasilien in der Eisenberger Gemeinde zu Gast. In ihren persönlich gehaltenen Abschiedsworten blickte sie auf viele Begegnungen mit vielen Menschen zurück. Ob im Kindergarten, im Jugendzeltlager, sie habe bei der Vielfalt der Aktivitäten immer etwas dazugelernt. Besonders am Herzen lagen ihr die Besuche im Eisenberger Seniorenzentrum, wo sie sich regelmäßig um Bewohner gekümmert habe.

Trotz manchmal aufkommendem Heimweh habe sie die "schöne deutsche Gemütlichkeit" schätzen und lieben gelernt. Mit Blumen bedankte sie sich bei der Pfarrersfamilie Schmidt für die herzliche Aufnahme im Pfarrhaus und bei weiteren Freunden, die sie während ihres Aufenthaltes unterstützt haben, obwohl sie "nicht immer alles verstanden hat".

Pfarrer Friedrich Schmidt charakterisierte Elke Pauls als Mensch, der die Gabe habe, einen perfekten Plan zu erstellen, bevor er eine Aufgabe in Angriff nehme. Da dies im Gegensatz zu seiner eigenen Arbeitsweise stehe, habe sich auch der brasilianische Gast daran gewöhnt, ohne solche Perfektion zu arbeiten. Schmidt bedauerte, daß Elke Pauls vorerst letzte Praktikantin sei.

Ein nahtloser Übergang wie in den letzten Jahren sei nicht mehr möglich. Er hoffe jedoch, daß er mit Unterstützung von Pateneltern im nächsten Jahr wieder eine Praktikantin in der Gemeinde begrüßen könne.

Die Feier umrahmten musikalisch Soja Kirsch (Flügel) und Elke Pauls (Querflöte). (hsc)

amaselke.jpg

Kann trotz Abschiedsschmerz lachen. Elke Pauls (Bildmitte)
bei ihrer Verabschiedung. Auf unserem Bild zusammen
mit Pfarrer Friedrich Schmidt, Edeltraut Hoch-Schmidt (links),
Pfarrer Karl-Ludwig Hauth und Tobias Schmidt (rechts).

Die Rheinpfalz - Nr. 74 - Montag, 29. März 1999