Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Schwester Änne Koob

37 Jahre aufopferungsvoller Arbeit

VON UNSEREM MITARBEITER HERMANN SCHÄFER

Eine eigentlich aus Eisenberg nicht wegzudenkende "Institution" nimmt nun Abschied. Mit dem Fahrrad ist sie zwar schon lange nicht mehr unterwegs, aber in ihrer Schwesterntracht und dem weithin sichtbaren weißen Häubchen gehörte sie zum Stadtbild. Nach 37 Jahren aufopferungsvoller Tätigkeit verläßt Schwester Änne Koob ihren Wirkungsbereich, um ihren Lebensabend im Diakonissenmutterhaus in Speyer zu verbringen.

Ein bißchen Wehmut klingt schon mit, wenn sie vom Abschiednehmen aus ihrer liebgewordenen Umgebung und von den unzähligen Menschen erzählt, denen sie im Laufe der Zeit hier begegnen durfte. Schwester Änne, Jahrgang 1911, stammt aus einem bäuerlichen Elternhaus in Weisenheim am Sand. Ihre Eltern legten großen Wert auf die Erziehung im Sinne des Protestantismus, und somit trug sich Änne schon früh mit dem Gedanken, als Krankenschwester den Dienst am Nächsten auszuüben.

1937 trat sie als Diakonissenschülerin in die Diakonissenanstalt Speyer ein, wo sie nach ihrer Ausbildung das Examen als Krankenpflegerin ablegte. Ihr Wunsch, als Gemeindeschwester eingesetzt zu werden, ging mit der ersten Stelle in Haßloch in Erfüllung, wo sie sechs Jahre selbständig arbeitete. Im Großdorf Haßloch lernte sie auch ihr Fahrrad lieben, mit dem sie die Hausbesuche bei den Kranken absolvierte.

Nach dem Krieg kam die Versetzung nach Kaiserslautern, und auch dort "klapperte" Schwester Änne "ihre" Kranken mit dem Fahrrad bis weit in die städtischen Vororte ab. Nach 15jähriger Arbeit in der Stadt, in der die Schwester gerne geblieben wäre, mußte sie die verwaiste Stelle der Gemeindeschwester bei der evangelischen Krankenpflegestation in Eisenberg antreten. Eigentlich wollte sie nie "in den Norden der Pfalz". Doch auch hier lebte sie sich rasch ein.

Lieber Fahrrad als Motorroller

Einen angebotenen Motorroller lehnte sie als Fortbewegungsmittel ab, sie behielt lieber ihr vertrautes Fahrrad. Mit der katholischen Schwester Gondolfa, die ebenfalls mit dem Rad unterwegs war, verband sie ein gutes kollegiales und freundschaftliches Verhältnis. Sie selbst habe auch nie Unterschiede zwischen den beiden Konfessionen gemacht, denn "man soll seinen Dienst machen und den Menschen ein gutes Wort geben", so ihre Devise. Dabei stehe der Mensch im Mittelpunkt und nicht seine Religionszugehörigkeit. In der Krankenpflege war sie praktisch rund um die Uhr tätig. Bereits vor sechs Uhr war sie dann unterwegs, und oft fuhr sie nachts zu Kranken und Sterbenden, um ein letztes Gebet mit ihnen zu sprechen und Trost zu spenden. 1980 ging Schwester Änne mit 69 Jahren in den Ruhestand, der eher ein "Unruhestand" war.

Aus den einigen Jahren, die sie noch in der Schwesternwohnung in der Neustraße bleiben durfte, wurden mittlerweile 17 Jahre, in denen sie zwar nicht mehr aktiv in der Krankenpflege tätig war, aber immer noch Kontakte zu ihren Mitmenschen in der Gemeinde aufrecht erhielt und Krankenbesuche abstattete. Die Krankenpflegestationen sind vor Jahren in den ökumenischen Sozialstationen aufgegangen - auch Schwester Änne war dort zunächst noch halbtags tätig - in denen ebenso wie früher engagierte Schwestern und Pfleger ihren wichtigen Dienst tun - trotzdem geht mit dem Weggang von Schwester Änne Koob in ihrer charakteristischen Diakonissentracht in Eisenberg eine Ära zu Ende. Sie verläßt Eisenberg freiwillig, aber mit einer großen Portion Wehmut. Die für sie vorbereitete schöne Wohnung im Speyerer Mutterhaus wird hoffentlich ein kleiner Ersatz für ihr gemütliches kleines Häuschen in Eisenberg sein. Schwester Änne Koob hat sich mit ihrem freundlichen Wesen und dem Einsatz für die Menschen einen ruhigen und friedvollen Lebensabend verdient.

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Empfang für Schwester Änne im Foyer des Gemeindehauses

Die Protestantische Kirchengemeinde verabschiedet sich von Schwester Änne in einem Festgottesdienst am morgigen Sonntag, 1. Februar, um 10 Uhr in der Kirche. Die Festpredigt hält der Direktor der Diakonissenanstalt Speyer, Pfarrer Karl-Gerhard Wien. Im Anschluß an den Gottesdienst findet im Foyer des Evangelischen Gemeindehauses ein Empfang statt.

Die Rheinpfalz - Samstag, 31. Januar 1998


Viel für Eisenberg geleistet

EISENBERG: Zum Tod von Änne Koob

Die Diakonisse Schwester Änne Koob starb vergangene Woche im Alter von 89 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit im Mutterhaus der evangelischen Diakonissenanstalt in Speyer. Die Trauerfeier fand am vergangenen Dienstag statt. Eine große Trauergemeinde aus Eisenberg geleitete sie mit ihren Angehörigen zur letzten Ruhestätte auf den Friedhof in Speyer.

Schwester Änne wurde in Weisenheim am Sand geboren. Sie kam aus einer christlichen Familie, weshalb sie sich für ein Leben in schwesterlicher Gemeinschaft innerhalb des Diakonissenordens entschied. Bevor Schwester Änne nach Eisenberg kam, verrichtete sie ihren pflegerischen Dienst in Kaiserslautern und Haßloch. In Eisenberg verbrachte sie 37 Jahre ihres Lebens.

Jeder kannte sie, die Frau mit der dunkelblauen Schwesterntracht und dem weißen Rüschenhäubchen. In ihrer beruflichen Laufzeit betreute sie unzählige Menschen am Krankenbett.

Die Protestantische Kirchengemeinde nahm Abschied von einer Frau, die in der Gemeinde vieles geleistet hat. Pfarrer Wien nahm den Predigtext aus Johannes 15, Vers 5, "Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben", der auch gleichzeitig der Spruch war, mit dem sie in das schwesterliche Leben eintrat.

Am Grab der Verstorbenen hielt der Eisenberger Pfarrer Friedrich Schmidt eine kleine Ansprache und legte einen Kranz von der Protestantischen Kirchengemeinde Eisenberg nieder. Mit der Diakonisse Schwester Änne Koob ging ein Stück "Alt-Eisenberg" verloren. Eisenberg war ihre liebgewordene Heimat. Sie hat viel in der Protestantischen Kirchengemeinde geleistet, würdigt die Kirchengemeinde. (red)

Die Rheinpfalz - Nr. 29 - Freitag, 04. Februar 2000


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