Protestantische Kirchengemeinde
Eisenberg/Pfalz


Kirchendienst 

In Gottes Diensten

EINE STUNDE: Die Kirchendiener halten das protestantische Gotteshaus in Schuss

EISENBERG. Eine Stunde lang einen bestimmten Ort zu beobachten oder eine Tätigkeit zu begleiten, haben wir uns vorgenommen. Außerdem: zu sehen, zu hören, nachzufragen und nachzudenken. Was dabei herausgekommen ist, haben wir für unsere Leser festgehalten. Diesmal haben wir den Kirchendienern der evangelischen Gemeinde über die Schultern geguckt.

„Wir wurden damals ins kalte Wasser geworfen“, erzählt Heidi Schulz, wie sie und ihr Gatte Bruno zu Kirchendienern wurden. Damals - das war 1986 - hatte man der zweifachen Mutter den Hausmeisterposten für das Evangelische Gemeindehaus angeboten, den sie heute noch innehat. „Und da gehört es zu den Aufgaben, sich auch um die Kirche zu kümmern“, sagt die 59-Jährige. Sehr viel zu tun gab es während der Renovierungen der Gebäude. Und wenn in beiden Häusern gleichzeitig Veranstaltungen anstehen, wird es mitunter stressig. So ist der Ehemann schon immer irgendwie mit eingebunden, auch als er noch berufstätig war.

kidienst.jpg (45KB) - Foto: Benndorf

Seit 22 Jahren betätigen sich Bruno und Heidi Schulz als Kirchendiener
in der evangelischen Gemeinde Eisenberg.
FOTO: BENNDORF

Inzwischen ist er Rentner und „voll eingestiegen“. Jeden Freitagnachmittag und vor Feiertagen bringt er mit seiner Frau den Kircheninnenraum auf Hochglanz und bereitet ihn für den nächsten Gottesdienst vor. Dazu gehört auch, den Computer für das Glockenläuten zu programmieren, die Ölheizungsanlage einzustellen sowie die Glühlampen im Kronleuchter zu wechseln, der dafür mit einer Kurbel vom Dach aus heruntergelassen werden muss. Darüber hinaus stehen Gärtner- und Reinigungsarbeiten - einschließlich Laubkehren und Schneeschippen - im Außengelände an. „Den größten Dreck macht der Magnolienbaum“, stöhnt der 62-Jährige. Jeden Sonntagmorgen besorgt er Blumengestecke von der Floristin Marianne Vesper und schmückt damit den Altar.

Jetzt hat sie sich ein Staubtuch geschnappt und wischt sorgfältig jede Sitzreihe im Gotteshaus ab. Etwas verloren wirkt sie in dem riesigen Raum zwischen den langen, leeren Bänken. Manchmal taucht sie ab, um aufzuheben, was andere liegen gelassen haben.

Die Fundsachen werden in den Schränken in einem kleinen Nebenraum gelagert. Da gibt es inzwischen eine ganze Sammlung von Münzen aus Russland, Polen, Italien oder Spanien. „In diesem Jahr hat jemand einen schlichten, rotgoldenen Trauring verloren“, berichtet Bruno Schulz. Die Gravur ist abgetragen, und auf Hinweise im Gemeindebrief „Blick“ hat sich der Besitzer bislang nicht gemeldet.

Neben einem Ersatztalar liegt ein Mikrofon für den Pfarrer im Schrank, ebenso wie Hörgeräte für Kirchenbesucher. Gottes Wort soll zumindest akustisch ankommen. Für das Abendmahl stehen Traubensaft und Wein bereit, für die Taufe das versilberte Geschirr, das regelmäßig geputzt werden muss, und als Geschenk für Brautpaare neue Bibeln. Bruno Schulz nimmt einen Kasten mit Zahlen aus dem Schrank, steigt auf einen Stuhl und beginnt, die Anzeigetafeln umzustecken, an denen abgelesen werden kann, welches Lied aus dem Gesangbuch dran ist.

Der Staubsauger brummt durch den ehrwürdigen Bau. Manche Begebenheit ruft sich in Erinnerung. Zum Beispiel als Trauben von Bienen in Luthers Bart hingen - hoch oben an den bunten Glasscheiben über der Presbyterbank. „Sie waren durch ein Loch in der Holzdecke eingedrungen und fanden nicht mehr heraus“, erzählt das Ehepaar. Ein Imker hat die Insekten schließlich aus ihrer misslichen Lage befreit. Einmal hat Bruno Schulz aus Versehen eine der großen Kerzen brennen lassen. „Das war eine Riesensauerei“, sagt seine Gattin. Tage habe sie gebraucht, um das Wachs aus sämtlichen Ritzen im Boden zu bekommen. Literweise Wasser musste aufgewischt werden, als die Eheleute einen gefrorenen Christbaum aufgestellt hatten.

Beim Platzieren der vier Meter hohen Tanne lassen sie sich von ihrem Neffen Uwe Schulz helfen, der die beiden auch hin und wieder vertritt. Kirchendiener haben kein Wochenende und erhalten nur eine kleine Aufwandsentschädigung. Dennoch mag Heidi Schulz nicht an den Tag denken, an dem sie aufhören muss. „Die Arbeit hier wird mir sehr fehlen“, ist sie überzeugt. (abf)

DIE RHEINPFALZ - Unterhaardter Rundschau - Nr. 264, Mittwoch, 12. November 2008


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