Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Kindergarten 

Vor dem Schuleinstieg die Sprachbarriere abbauen

EISENBERG: Fünf Kindertagesstätten in der Verbandsgemeinde bieten Förderkurse an - Migrantenkinder die Hauptzielgruppe

Auf dem Boden in einem Raum der protestantischen Kindertagesstätte Eisenberg liegen drei große Rechtecke, in Rot, Gelb und Blau. Auf diesen „Meeren“ schwimmen ein runder roter, ein dreieckiger gelber und ein quadratischer blauer Fisch. Drumherum sitzen fünf Vorschüler, lauschen einer langsam und deutlich vorgelesenen Geschichte, beantworten Fragen. Spielerisch Deutsch lernen, darum geht es bei den Sprachförderkursen, die derzeit in fünf der sechs Kindergärten der Verbandsgemeinde angeboten werden.

Davon profitieren in der Verbandsgemeinde rund 65 Mädchen und Jungen, überwiegend aus Familien mit Migrationshintergrund. Im Donnersbergkreis nehmen etwa 260 Kinder in 26 Tagesstätten an dem Programm teil, das Bestandteil der im Sommer 2005 vom Mainzer Bildungsministerium ins Leben gerufenen Initiative „Zukunftschance Kinder: Bildung von Anfang an“ ist. Um vor allem dem Nachwuchs aus Migrantenfamilien und in besonderen Fällen auch sprachschwachen deutschen Kindern den Start in der Schule zu erleichtern, hat das Land acht Millionen Euro zur Verfügung gestellt. 118.000 Euro davon fließen in den Donnersbergkreis.

„Mit dem Geld werden die Fachkräfte bezahlt, die die Kurse durchführen“, erklärt Marianne Dech, Leiterin der protestantischen Kindertagesstätte. Sie ist mit 100 Plätzen die größte Kindertagesstätte in Eisenberg. Für Material und Räume müsse jeder Kindergarten selber sorgen. Das zusätzliche Personal müsse seit diesem Jahr beim Kreisjugendamt beantragt werden. Zuvor habe man sich direkt an das Land gewandt, das Sprachförderung schon seit 2002 finanziell unterstützt. „Wir sind seit Anfang an dabei und bieten diese Kurse im fünften Jahr an“, so Dech. Diese liefen neben einer Intensivförderung von Migrantenkindern, für die im 20. Jahr in Folge eine Vollzeitstelle bewilligt sei, sagt Dech und verweist auf einen Ausländeranteil von 30 Prozent in ihrer Tagesstätte.

Bisher sei jährlich eine Sprachfördergruppe eingerichtet worden, diesmal seien es zwei, mit insgesamt 14 Kindern. Eine Gruppe sollte zwischen fünf und sieben Teilnehmer haben. „Das ist ein Rahmen, in dem sich die Kinder trauen, etwas zu sagen, und der es ermöglicht, jeden Vorschüler gemäß seinen individuellen Fähigkeiten zu fördern“, betont Dech. Das Angebot komme sehr gut an, die Eltern drängten häufig sogar darauf, dass ihr Sprössling mitmachen darf.

kigaspfd.jpg (60 KB) - Foto: Benndorf

Spielend zu besserem Deutsch: Erzieherin Irene Fischer mit Maik, Sebastian, Arlinda, Alessio und Zeynep im Sprachförderkurs. - FOTO: BENNDORF

„Bei uns können alle Kinder ausländischer Herkunft in den Förderunterricht kommen“, sagt Irene Fischer, die für die Sprachförderung zuständig ist, und der jetzt als zweite Kursleiterin die Heilpädagogin Edeltraud Hoch-Schmidt zur Seite steht. Die beiden arbeiten nach einem Konzept, das Fischer, die aus Kasachstan stammt, dort Deutsch studiert und gelehrt hat und in der Bundesrepublik eine Ausbildung zur Erzieherin absolvierte, gemeinsam mit Dech entwickelt hat. Bislang gebe es dafür keine Vorgaben vom Land. „Grundlage bei uns ist die Methode ,Wir verstehen uns gut“ von Elke Schlösser“, erläutert Fischer. Diese sei mit Anregungen aus Fachzeitschriften und Büchern ergänzt worden. Themenkomplexe - deren Ausgestaltung auf den Leistungsstand der jeweiligen Kursteilnehmer zugeschnitten werden - seien beispielsweise „Das bin ich“, „Familie“, „Tierwelt“,
„Ich bin krank“ und „Bald gehe ich in die Schule“. Das Modul „Mein Stadtteil“ sei mit Exkursionen in die Umgebung verbunden.

Momentan geht es um „Farben und Formen“. Maik, Sebastian, Arlinda, Zeynep und Alessio aus Fischers Kurs, den normalerweise sieben Kinder besuchen, basteln gerade rote, gelbe und blaue Fische. Dabei unterhalten sie sich angeregt mit ihrer „Lehrerin“, die das Gespräch geschickt immer wieder so lenkt, dass das Formulieren ganzer Sätze geübt wird.

Probleme mit der Grammatik

„Das größte Problem dieser Kinder ist die Grammatik“, sagt Fischer. Manchmal hapere es auch an der Aussprache. Der Wortschatz hingegen sei bei vielen relativ gut. Wenn nicht, dann habe sich das bis zum Ende des einjährigen Basis-Programms, das 100 Stunden umfasse, geändert. Manchmal sogar in erstaunlichem Maß, erzählt sie von einem wohl besonders begabten philippinischen Kind, das zu Beginn kein Wort Deutsch sprach.

„Am Schluss hat sich das Kind mit den anderen Mädchen und Jungen unterhalten“, berichtet Fischer. Bei erhöhtem Förderbedarf - kreisweit sind das aktuell 90 der 260 Kinder - steht die
„Intensivförderung“ mit 200 Unterrichtsstunden in etwas kleineren Gruppen zur Verfügung. Als weiteres Modul gibt es „Maßnahmen zur Vorbereitung des Übergangs vom Kindergarten in die Grundschule“, für das im Landkreis drei Tagesstätten Leistungen beantragt haben.

Bei den kreisweit etwa sieben Prozent der Kinder, die nicht in einem Kindergarten angemeldet sind, zeigt ein Sprachtest bei der Einschulungsuntersuchung, ob der Besuch eines Förderkurses zu empfehlen ist. Dann wird den Eltern laut Kreisverwaltung nahe gelegt, ihren Sprössling für das letzte, beitragsfreie Jahr in eine Tagesstätte zu geben. (abf) - Stichwort

Die Rheinpfalz - Nr. 297, Freitag, 22. Dezember 2006


Stichwort

Sprachförderung

In der Initiative „Zukunftschance Kinder: Bildung von Anfang an“ finanziert das Land Rheinland-Pfalz seit Beginn des laufenden Kindergartenjahres Sprachförderung in den Kindertagesstätten mit dem Ziel, soziale Benachteiligungen abzubauen, Kinder mit Migrationshintergrund zu unterstützen, mehr Chancengleichheit zu ermöglichen und den Übergang in die Grundschule zu erleichtern. Auch sollen Kindertagesstätten weiterentwickelt und als Bildungsstätten profiliert werden.

Für diesen Zweck stellt das Land Rheinland-Pfalz acht Millionen Euro zur Verfügung. Die Sprachförderung, die vorrangig Kindern im letzten Kindergartenjahr zugedacht ist und von den Kindergartenträgern oder Trägern der Jugendhilfe nach Ermittlung des Bedarfs über das Jugendamt beantragt werden muss, hat zusätzlich zur regulären Kindergarten-Betreuung zu erfolgen und kann angeboten werden von Erzieherinnen, aber auch von externen Kräften, etwa von Lehrern oder Fachstudenten. (bke)

Die Rheinpfalz - Nr. 297, Freitag, 22. Dezember 2006


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