Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Osternacht 2003

Neue Erfahrung einer „gelebten und gestalteten Frömmigkeit“

EISENBERG: Protestantisches Pfarramt feiert Osternacht - Um 5.45 Uhr findet Auferstehungsgottesdienst für alle statt

In diesem Jahr begeht die protestantische Kirchengemeinde im „Haus der Kirche“ in Eisenberg/Steinborn zum vierten Mal von Ostersamstag ab 21 Uhr bis zum Ostersonntag eine Osternacht, bei der bis zum Morgen Gottesdienst gefeiert wird. Dies teilt Pfarrer Hauth von der protestantischen Kirchengemeinde mit.

Nach einem kleinen Abendessen wird um 22 Uhr der erste Gottesdienst gefeiert, zu dem auch Gemeindeglieder willkommen sind, die nicht die Nacht mit wachen wollen, so Pfarrer Karl-Ludwig Hauth. Zu jeder vollen Stunde folge ein Gebet mit einer kleinen Liturgie in der Kirche. „Noch zweimal, um 24 Uhr und um 3 Uhr, werden ausführlich Gottesdienste gefeiert. Dabei wird versucht, sich dem Geheimnis der Passion, von Ostern und der Auferstehung zu nähern“, erklärt der Pfarrer weiter.

Während der Nacht und zwischen den Gottesdiensten gebe es Gelegenheit, in einen „Bistro“ aufzutanken, in einem Kreativbereich Ostermotive zu gestalten und in einem Ruhebereich auszuspannen oder zu schlafen. In der Kirche werde dabei zu jeder Zeit Gelegenheit zur Meditation und zum Gebet gegeben sein. Um 4.30 Uhr wird zu einem liturgischen Tanz eingeladen.

Um 5.45 Uhr ist dann Auferstehungsgottesdienst mit Abendmahl, zu dem alle eingeladen seien. Auch die Gemeindeglieder, die nicht die ganze Nacht gewacht hätten. Die Osternacht endet dann laut Hauth in einem Osterfrühstück, zu dem alle Teilnehmenden etwas beisteuern dürften. Nur die „Grundnahrungsmittel“ Eier, Kaffee, Brot seien gerichtet, so Hauth, der darauf verweist, dass es in der Vergangenheit immer einen „überreichlich“ gedeckten Tisch gegeben habe.

Für viele Menschen sei die Osternacht ein Experiment, bei der sie auch erst einmal Berührungsängste und eine Fremdheit überwinden müssten, schildert Pfarrer Hauth. Ziel der Aktion sei es unter anderem, die Möglichkeit für eine neue Erfahrung einer „gelebten und gestalteten Frömmigkeit“ zu geben. (red)

KURZ-INFO
Pfarrer Karl-Ludwig Hauth, Theodor-Storm-Straße 44, 67304 Eisenberg,
Telefon 06351-8419, Fax 06351-989042, Email: pfarrer@hauth-online.de

Die Rheinpfalz - Nr. 91, Donnerstag, 17. April 2003


REPORTAGE

„Ich freue mich einfach, hier zu sein“

STEINBORN: Protestantische Kirchengemeinde feiert Osternacht mit mehreren Gottesdiensten, Gesang und Meditation

Von unserem Mitarbeiter Andreas Baldauf

Pünktlich fünf Minuten vor Mitternacht läutet die Hausglocke. Für die Mitglieder der protestantischen Kirchengemeinde das Zeichen, sich vom Bistro - wo man sich eben noch mit Kaffee und kleinen Snacks gestärkt hat - in den Kirchenraum aufzumachen. Dort steht der zweite Gottesdienst der Osternacht an, ein meditativer „Tauferinnerungsgottesdienst“.

Bereits um 21 Uhr haben sich etwa 30 Gläubige im „Haus der Kirche“ in Steinborn versammelt. Sie sind gekommen, um die ganze Osternacht mit Beten, Meditieren aber auch Basteln und geselligem Gespräch zu verbringen. Im „Bistro“, wo sich die Teilnehmer zwischen den Gottesdiensten aufhalten, ist jeder Platz besetzt. „Schön, dass so viele da sind“, freut sich Pfarrer Karl Ludwig Hauth.

Nach einem kleinen Imbiss, bestehend aus Fladenbrot und Quark, hat Hauth die letzten Instruktionen für die Nacht gegeben. „Die vier zentralen Gottesdienste stehen in einem engen theologischen Bezug, bauen aufeinander auf. Dem Schöpfungslob folgt der Tauferinnerungsgottesdienst oder auch Jesus-Gottesdienst. Nach dem Kreuzweg dann der Höhepunkt mit der Auferstehung“, berichtet er der Gemeinde. „Und ganz wichtig“, fügt Hauth mit einem Schmunzeln hinzu, „falls in der Nacht der Kaffee alle sein sollte, muss unbedingt neuer gekocht werden.“


In der Mitte des Raums liegt ein Kreuz, um welches in Gefäßen die vier Elemente (Wasser, Feuer, Luft und Erde) angeordnet sind. Die Elemente stehen symbolisch für die Schöpfung Gottes. Bei allen Gottesdiensten wird auch die Gemeinde mit in die Feier eingebunden. So beispielsweise beim „Vater unser“, dass mit gemeinsamen Gesten untermalt wird. „Immer wieder eine bewegende Sache“, zeigen sich einige Besucher beeindruckt.

Von Berührungsängsten oder einer „Fremdheit“, die überwunden werden muss, ist bei der Gemeinde nichts zu spüren. Sowohl die liturgischen Feiern als auch das gesellige Zusammensein dazwischen kommt an. „Ich freue mich einfach, hier zu sein“, bringt es eine Frau aus Steinborn auf den Punkt. 

 


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Die Teilnehmer der Osternacht im Haus der Kirche in Steinborn beim gemeinsamen Gebet. FOTO: BALDAUF

Viele Jugendliche sitzen im sogenannten „Kreativbereich“ zusammen und gestalten phantasievolle Eier und andere Osterutensilien. „Guck mal, ist das nicht schön geworden“, freut sich ein Mädchen über ihr Kunstwerk. Aber auch die Erwachsenen sind eifrige Bastler. „Ja dieses Jahr haben wir eine gelungene Mischung zwischen Alt und Jung“, bestätigt Pfarrer Hauth. „Die Veranstaltung ist nicht nur als Event für junge Leute zu sehen, sondern als Feier für die ganze Gemeinde, bei der - bei aller guten Laune - der nötige Ernst vorhanden ist.“

So einen Gottesdienst könne man nicht jedes Jahr veranstalten, ist sich Hauth sicher. Zwischendurch sei ein zeitlicher Abstand immer mal wieder sinnvoll. Denn: diese Art von Oster-Erfahrung sei ja schon etwas Einzigartiges und solle es auch bleiben. Während im Bistro und Kreativbereich fröhliche und ausgelassene Stimmung herrscht, ist in der Kirche Stille. Möglichkeit für den Einzelnen zum Nachdenken, Beten und Meditieren.

Und schon läutet es wieder zum nächsten Stundengebet. „Was, ist es schon wieder soweit?“ Eine ältere Frau kann gar nicht glauben, dass die Zeit so schnell vergangen ist. „Ja, das artet ja fast in Stress aus“, lautet die nicht ganz ernst gemeinte Antwort. Zum Stundengebet stellen sich die anwesenden Christen dann im Halbkreis auf, singen und beten zusammen.

Müdigkeit kommt gar nicht auf. Der mit Matratzen bestückte Ruheraum wird nicht benötigt. „Das war auch in der Vergangenheit so“, darf Pfarrer Hauth stolz auf das Durchhaltevermögen seiner Gemeindemitglieder sein. „Wenn man beschäftigt ist, vergeht die Zeit eben wie im Flug“, äußert sich dazu eine Teilnehmerin.

Ganz nach dem Geschmack der Gemeinschaft ist dann auch der liturgische Kerzentanz in den frühen Morgenstunden. Danach wird alles für das Osterfrühstück nach dem Auferstehungsgottesdienst vorbereitet. Dazu kommen dann auch Gemeindemitglieder, die nicht die ganze Nacht gewacht haben. Beim Frühstück gibt Pfarrer Hauth in seiner humorvollen Art noch eine letzte „Anweisung“: „Jetzt schauen wir, wie viel Eier rein gehen, und dann machen wir uns auf den Heimweg.“

Die Rheinpfalz - Nr. 93, Dienstag, 22. April 2003

 

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