Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg/Pfalz


Osternacht 2005

INTERVIEW

„Es geht darum, die Frömmigkeit ganzheitlich zu spüren“

STEINBORN: Heute wird im Haus der Kirche eine lange Osternacht gefeiert -
Pfarrer Hauth: „Rahmen vorgegeben, der Teilnehmer Freiheiten lässt“

Am heutigen Samstagabend bis zum Morgengrauen wird im Steinborner „Haus der Kirche“ zum fünften Mal eine Osternacht gefeiert. Der evangelische Pfarrer Karl-Ludwig Hauth hat mit Unterstützung seiner Frau Eva, dem kirchlichen Mitarbeiter Sven Heidenmann und der Gemeindediakonin Ivonna Lambrecht ein Programm ausgearbeitet, das um 21 Uhr mit einem Abendessen beginnt. Mit dem Geistlichen sprach unsere Mitarbeiterin Anja Benndorf.
 

onacht05.jpg (7 KB) - Foto: Benndorf

 

 

 

 


Pfarrer Karl-Ludwig Hauth von der
protestantischen Kirchengemeinde.

Foto: Benndorf


Herr Hauth, wie ist die Osternacht in Eisenberg entstanden? Versprechen Sie sich davon vielleicht eine vollere Kirche?

Die Osternacht ist eine alte christliche Tradition und keine Erfindung unserer Gemeinde. 1997/98 gab ich den Anstoß dazu, diesen Brauch - nicht jedes Jahr, aber immer mal wieder - aufleben zu lassen. Es geht darum, die Frömmigkeit ganzheitlich zu spüren. Ich möchte den Glauben für die Menschen erlebbar machen, sodass er für sie im Alltag Bedeutung erlangt. Wenn ich damit nur zehn Leute erreiche, ist das in Ordnung. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre erwarte ich rund 20 Teilnehmer zwischen 17 und 70 Jahren, wobei wieder ein paar neue Gesichter dabei sein werden. Eine vollere Kirche wäre eine willkommene Randerscheinung.

Es werden vier Gottesdienste gefeiert. Was sind die Themen?

Die Gottesdienste bauen aufeinander auf. Wir beginnen - fast im Dunkeln und mit sanfter Hintergrundmusik - mit dem Lob der alten Schöpfung und enden im hell erleuchteten Haus und unter Begleitung unseres Posaunenchors mit dem Lob der neuen Schöpfung.

Um 22 Uhr wollen wir zunächst unseren eigenen Standpunkt finden. Dabei wird das Universum als Mittelpunkt genommen. An die Wand projizierte Dias von Sternenbildern untermalen die entsprechenden Texte und Lieder. Beim Mitternachtsgottesdienst unter dem Motto „Jesus - neue Perspektive“ begegnen wir der Hauptperson der Auferstehungsgeschichte. Es werden Bibelverse verteilt und jeder versucht nach einer kurzen Anleitung, mit den Schriften meditativ in einen persönlichen Dialog zu treten.

Um 2 Uhr begeben wir uns auf den Kreuzweg, wobei ich nur einige der Stationen herausgreife, die der Wattenheimer Guido Schwalb auf Fassdauben dargestellt hat.

Es geht darum, das Leid Jesu als etwas Besonderes zu begreifen, aber auch als etwas, das zur realen Welt gehört. Jeder hinterfragt anhand seiner Biographie, ob er sich beispielsweise eher über Ausgrenzung denn über Integration definiert, ob er im Leben eher etwas mit Gewalt durchsetzt oder stets den Ausgleich sucht. Höhepunkt ist dann um 6 Uhr die reale Begegnung mit Christus im Auferstehungsgottesdienst mit Abendmahl und anschließendem Osterfrühstück, zu dem auch viele Christen kommen, die die Nacht nicht mitgefeiert haben.

Neben den Gottesdiensten finden auch vier Stundengebete statt. Überfordern Sie die Gemeindeglieder damit nicht liturgisch?

Das glaube ich nicht. Sicherlich müsste man eine reine Jugendveranstaltung anders aufziehen. Aber für diejenigen, die kommen, wird es ein Erlebnis werden.

Wir haben einen Rahmen vorgegeben, der den Teilnehmern viele Freiräume lässt. So hat man in den Pausen die Möglichkeit, sich ins Bistro zu setzen, eine Kleinigkeit zu essen und mit anderen zu reden. In der Werkstatt können Fensterbilder mit Ostermotiven angefertigt und Kerzen sowie Ostereier mit Batik gestaltet werden. Zudem gibt es einen abgedunkelten Ruheraum. Die Erfahrung hat aber gezeigt, dass sich kaum jemand schlafen legen möchte.

Die Rheinpfalz - Nr. 71, Samstag, 26. März 2005


 

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